Als Merit Order bezeichnet man die Einsatzreihenfolge der Kraftwerke nach ihren Grenzkosten der Stromerzeugung. Die Merit Order ist ein gebräuchliches theoretisches Konzept, wie sich die Angebotskurve im kurzfristigen Handel einstellen sollte.
Analog zur klassischen volkswirtschaftlichen Produktionstheorie sollten Anbieter in ihrem kurzfristigen Angebot lediglich ihre kurzfristigen Produktionskosten betrachten. Sie überlegen sich daher, was es sie kostet, eine weitere Einheit elektrische Energie zu produzieren und bieten daher die zusätzliche Einheit zu Grenzkosten an. Langfristige fixe Produktionskosten werden im kurzfristigen Handel vernachlässigt. Übertragen auf den kurzfristigen Handel sollte sich daher die Angebotskurve aus den Grenzkosten der Kraftwerke herleiten lassen.
Kraftwerke mit niedrigen Grenzkosten sind daher weiter links in der Angebotskurve zu finden. Danach folgen solange Kraftwerke, bis zu dem Kraftwerk mit den höchsten Grenzkosten, welches gerade noch zur Deckung der kurzfristigen Gesamtnachfrage benötigt wird. Das letzte zugeschaltete Kraftwerk wird als Grenzkraftwerk bezeichnet. Dieses bestimmt auch gleichzeitig den Strompreis (Market Clearing Price).
Ist der Produktionsmix eines Landes bekannt, kann daher die Angebotskurve im Voraus dargestellt werden. Dementsprechend sollten rechts in der Merit Order die Gas- und Ölkraftwerke stehen, davor die Steinkohle- und Braunkohle-Blöcke und ganz links die Kernkraftwerksblöcke. Der Schnittpunkt mit der Nachfragekurve kennzeichnet das kurzfristige Marktgleichgewicht.
Autoren:
Otto Dräger, Matthias Lange, Jonathan Laun, Carl Oestreich
Quellen:
Sensfuß, Frank (2008): Analyse zum Merit-Order Effekt erneuerbarer Energien. Karlsruhe
https://www.next-kraftwerke.de/wissen/strommarkt/merit-order (14.03.18)
Schellong, Wolfgang (2015): Analyse und Optimierung von Energieverbundsystemen